SDG 10: Weniger Ungleichheiten

Das SDG 10 will soziale, wirtschaftliche und politische Ungleichheiten verringern – innerhalb von Ländern wie auch zwischen ihnen. Dafür fordern die Vereinten Nationen inklusive politische Massnahmen, faire Teilhabe und gleiche Chancen für alle.
Sustainable Development Goals: Ziele, Pläne & Umsetzungen bis 2030
Im Fokus des «SDG 10: Weniger Ungleichheiten» stehen Chancengleichheit, soziale Teilhabe und wirtschaftliche Inklusion. Unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Einkommen sollen alle Menschen weltweit die gleichen Möglichkeiten erhalten. Doch die Realität sieht oft anders aus: Frauen verdienen vielerorts noch immer deutlich weniger als Männer. Geflüchtete und Migrant:innen haben erschwerten Zugang zu Arbeit, Bildung oder Gesundheitsversorgung. Und in vielen Ländern ist der soziale Aufstieg trotz harter Arbeit kaum möglich. Gegen diese Ungleichheiten braucht es entschlossenes Handeln – genau dafür steht das zehnte UN-Nachhaltigkeitsziel ein. Denn nachhaltige Entwicklung gelingt nur, wenn niemand zurückgelassen wird.
Mit SDG 10 gegen hartnäckige globale Ungleichheiten
Ob jemand zur Schule gehen kann, medizinisch versorgt wird oder ein eigenes Einkommen hat – all das hängt noch immer stark davon ab, wo und in welchen Verhältnissen ein Mensch lebt. Aktuell verfügen die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung über bis zu 40 Prozent des globalen Einkommens, während die ärmsten 10 Prozent nur zwischen 2 bis 7 Prozent erhalten. Zudem ist seit 1980 der Einkommensanteil des obersten 1 Prozent von 16 auf 22 Prozent gestiegen – gleichzeitig fiel der Anteil der unteren Hälfte der Weltbevölkerung von 8 auf 10 Prozent, obwohl die Weltbevölkerung stark zugenommen hat.
Auch die ungleiche Verteilung von Kapitalbesitz treibt die globale Ungleichheit weiter an. Während manche Länder in Wohlstand, Bildung oder Gesundheitsversorgung investieren können, kämpfen andere mit Armut, Ausgrenzung und instabilen Strukturen. Im Jahr 2016 hielt das reichste eine Prozent bereits ein Drittel des weltweiten Vermögens – bis 2050 könnte dieser Anteil auf 39 Prozent steigen.
Dabei klaffen die Unterschiede nicht nur zwischen Arm und Reich, sondern auch zwischen den Geschlechtern. Frauen sind weiterhin strukturell benachteiligt: Weltweit leisten sie doppelt so viel unbezahlte Hausarbeit wie Männer. Zudem haben Frauen nur in 60 Prozent der ausgewerteten Länder gleichberechtigten Zugang zu Finanzdienstleistungen – und nur in 42 Prozent das Recht auf Landbesitz.
Globale Ungleichheiten in Zahlen:
- Die reichsten 10 % der Weltbevölkerung verfügen über bis zu 40 % des globalen Einkommens.
- Die ärmsten 10 % erhalten nur zwischen 2–7 % des Einkommens.
- Der Einkommensanteil des obersten 1 % stieg von 16 % (1980) auf 22 %.
- Der Anteil der unteren 50 % am globalen Einkommen liegt bei nur 10 % – trotz Bevölkerungswachstums.
- 2016 besass das reichste 1 % rund 33 % des globalen Vermögens. Bis 2050 könnte dieser Anteil auf 39 % steigen.
- Frauen leisten weltweit doppelt so viel unbezahlte Hausarbeit wie Männer.
- Nur in 60 % der Länder haben Frauen gleichberechtigten Zugang zu Finanzdienstleistungen.
- Nur in 42 % der Länder haben Frauen gleichberechtigten Zugang zu Landbesitz.
Mehr Gleichheit durch faire Strukturen mit den SDG 10 Zielen und Indikatoren
Das SDG 10 verlangt umfassende politische Massnahmen, die besonders benachteiligte Gruppen stärken. Doch Wirtschaftswachstum allein reicht nicht aus, um Armut zu reduzieren – es muss inklusiv gestaltet sein und soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte gleichermassen berücksichtigen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es politische Massnahmen, die besonders benachteiligte Gruppen unterstützen.
Das bedeutet unter anderem: faire Arbeitsmärkte schaffen, Migration sicher und reguliert gestalten, ärmere Länder stärker in internationale Entscheidungsprozesse einbinden und globale Handels- und Finanzsysteme gerechter machen. Auch technologische Innovationen können einen wichtigen Beitrag zu mehr Gleichheit leisten. Die SDG 10 Unterziele und Indikatoren helfen dabei, Fortschritte messbar zu machen – und machen deutlich, wie viel noch zu tun ist.
Ziel 10.1 – Einkommenswachstum fördern
Bis 2030 soll das Einkommenswachstum der ärmsten 40 % einer Bevölkerung über dem nationalen Durchschnitt liegen. Damit will die UN gezielt die unteren Einkommensgruppen fördern.
Indikator 10.1.1: Misst das Wachstum der Haushaltseinkommen oder der Pro-Kopf-Ausgaben in den ärmsten 40 % im Vergleich zur Gesamtbevölkerung.
Ziel 10.2 – Inklusion fördern
Alle Menschen sollen unabhängig von Alter, Geschlecht, Behinderung, Herkunft, Religion oder Status gesellschaftlich eingebunden sein.
Indikator 10.2.1: Zeigt den Anteil der Bevölkerung, der mit weniger als 50 % des Medianeinkommens lebt (nach Geschlecht, Alter und Behinderung).
Ziel 10.3 – Diskriminierung bekämpfen
Diskriminierende Gesetze, Politiken und Praktiken sollen bis 20230 abgeschafft werden. Stattdessen braucht es inklusive Gesetze und Massnahmen zur Förderung der Gleichberechtigung.
Indikator 10.3.1: Erfasst den Anteil der Menschen, die sich in den letzten zwölf Monaten diskriminiert oder belästigt fühlten – basierend auf international verbotenen Diskriminierungsmerkmalen.
Ziel 10.4 – Gerechte Sozial- und Lohnpolitik fördern
Fiskal-, Lohn- und Sozialschutzpolitiken sollen gezielt zu weniger Ungleichheit beitragen.
Indikator 10.4.1: Misst den Anteil der Löhne am Bruttoinlandsprodukt.
Indikator 10.4.2: Das ist die Umverteilungswirkung der Fiskalpolitik. Der Indikator beurteilt, inwieweit staatliche Umverteilung durch Steuer- und Sozialpolitik zur Reduktion von Ungleichheit beiträgt.
Ziel 10.5 – Finanzmärkte stabilisieren
Internationale Finanzmärkte und -institutionen sollen stärker überwacht und ihre Stabilität verbessert werden.
Indikator 10.5.1: Umfasst eine Reihe von Kennzahlen zur finanziellen Solidität von Banken und Institutionen (Financial Soundness Indicators).
Ziel 10.6 – Entwicklungsländer besser einbinden
Die Mitsprache von Entwicklungsländern in internationalen Finanzinstitutionen soll gestärkt werden – für glaubwürdigere und repräsentativere Entscheidungsprozesse.
Indikator 10.6.1: Erfasst den Anteil von Mitgliedern und Stimmrechten von Entwicklungsländern in internationalen Organisationen.
Ziel 10.7 – Migration sicher gestalten
Migration und Mobilität von Menschen soll sicher, planvoll und verantwortungsvoll gestaltet werden – mit entsprechenden Politiken und Schutzmassnahmen.
Indikator 10.7.1: Zeigt die Kosten, die Migrant:innen für ihre Einstellung im Verhältnis zu ihrem Monatseinkommen im Zielland tragen.
Indikator 10.7.2: Zählt Länder mit Migrationspolitiken, die sichere und reguläre Migration fördern.
Indikator 10.7.3: Erfasst die Zahl der Menschen, die während der Migration zu einem internationalen Ziel gestorben oder verschwunden sind.
Indikator 10.7.4: Das ist der Anteil der Bevölkerung, die Geflüchtete sind (nach Herkunftsland).
Globale Gleichheit bleibt trotz SDG 10 eine Herausforderung
In der Praxis gestaltet sich die Umsetzung des SDG 10 komplex. Zwar zeigen sich in einigen Bereichen Fortschritte, etwa bei der Einkommensentwicklung benachteiligter Gruppen. Gleichzeitig nehmen globale Disparitäten weiter zu und strukturelle Benachteiligungen bleiben bestehen. Besonders betroffen sind Regionen wie Lateinamerika und die Karibik. Ausserdem steigt die Zahl der Geflüchteten und die Migrationsrouten werden risikoreicher. Strukturelle Diskriminierung, ungleiche Arbeitsmarktbedingungen und fehlende soziale Sicherungssysteme erschweren die gesellschaftliche Teilhabe in vielen Weltregionen. Die aktuellen Daten verdeutlichen, wie herausfordernd es ist, soziale, wirtschaftliche und politische Inklusion weltweit zu verwirklichen – und wie wichtig die Erreichung des zehnten Nachhaltigkeitsziel für viele Menschen weltweit ist.
Einkommenswachstum fördern (Ziel 10.1): Mehr als die Hälfte der 108 Länder mit verfügbaren Daten verzeichneten ein schnelleres Einkommenswachstum bei den ärmsten 40 % im Vergleich zum nationalen Durchschnitt. Besonders in Ost- und Südostasien sowie in Europa und Nordamerika ist dieser sogenannte «pro-poor growth» überdurchschnittlich stark ausgeprägt. In anderen Regionen bestehen weiterhin grosse Unterschiede.
Inklusion fördern (Ziel 10.2): Zwei Drittel der 128 Länder mit verfügbaren Daten konnten den Anteil der Menschen unterhalb von 50 % des Medianeinkommens seit 2000 senken. Dennoch bleiben soziale, wirtschaftliche und politische Ausschlüsse bestehen – insbesondere für Menschen mit Behinderungen, ethnische Minderheiten oder sozioökonomisch benachteiligte Gruppen.
Gerechte Sozial- und Lohnpolitik fördern (Ziel 10.4): Der weltweite Anteil der Arbeitseinkommen an der Wirtschaftsleistung ist weiter gesunken – von 52,9 % im Jahr 2015 auf 52,3 % im Jahr 2024. Das bedeutet einen durchschnittlichen Verlust von 255 USD (kaufkraftbereinigt) pro Arbeitnehmendem. Besonders betroffen sind einkommensschwache Gruppen, da Erwerbsarbeit für sie die zentrale Einkommensquelle darstellt.dem stieg die globale Wertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes pro Kopf von 2015 bis 2023 um 16 %. Weltweit bestehen jedoch grosse Unterschiede: Während Europa und Nordamerika beim industriellen Mehrwert pro Kopf mit rund 5000 USD führend sind, stagniert er in Subsahara-Afrika bei nur 163 USD.
Migration sicher gestalten (Ziel 10.7): Mitte 2024 waren 37,8 Millionen Menschen unter dem Mandat des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) auf der Flucht – so viele wie nie zuvor. Zwei Drittel davon stammen aus nur vier Ländern: Afghanistan, Syrien, Ukraine und Venezuela. Die Flüchtlingsdichte hat sich im Vergleich zu 2015 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig steigen die Risiken auf irregulären Migrationsrouten weiter: 2023 war mit 8’177 Todesfällen das tödlichste Jahr seit Beginn der Erhebungen.
Wie Schweizer Funders und Nonprofits mit SDG 10 für Gleichheit sorgen
Die Schweiz bietet mit ihrem Sozial- und Bildungssystem wichtige Voraussetzungen für mehr Gleichheit. Zum Beispiel tragen das duale Bildungssystem, progressive Steuern und kantonale Sozialleistungen dazu bei, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten auszugleichen. Auch Diskriminierung ist verfassungsrechtlich verboten. Das zeigen auch wichtige Fortschritte wie die Einführung der Ehe für alle. International engagiert sich die Schweiz für sichere und menschenwürdige Migration. Geflüchtete und schutzbedürftige Personen sollen besser integriert und rasch in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. In der internationalen Zusammenarbeit setzt die Schweiz auch in Krisenzeiten auf Länder mit grosser Armut oder instabilen Verhältnissen.
Auch Schweizer Funders und Nonprofits leisten einen wichtigen Beitrag: Mit innovativen Projekten fördern sie benachteiligte Gruppen, schaffen Perspektiven und stärken Chancengleichheit sowie soziale Integration im In- und Ausland.
Beispielsweise fördert die Excellence Foundation Zurich for Economic and Social Research mit dem Global Challenges Fund Forschung zu Themen wie Armut, Ungleichheit und nachhaltiger Wirtschaft. Die Stiftung unterstützt junge Talente in ihrer Aus- und Weiterbildung. Gleichzeitig stärkt sie den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um gemeinsam Lösungen für globale Herausforderungen zu entwickeln.
Der Verein Djunta Mon Schweiz realisiert Projekte im soziokulturellen Bereich unterstützt auf den Kapverdischen Inseln. Mit Bildungs- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien geben sie jungen Menschen eine Chance auf einen erfolgreichen Schulabschluss. Ausserdem unterstützt der Verein junge Erwachsene mit Weiterbildungen und bietet sichere Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung. Durch individuelle Förderung und Freizeitaktivitäten stärkt das Projekt die lokale Gemeinschaft nachhaltig.
Quellen:
- https://sdgs.un.org/goals/goal10
- https://www.undp.org/sustainable-development-goals/reduced-inequalities
- https://sdg-indikatoren.de/10/
- https://unric.org/de/17ziele/
- https://unstats.un.org/sdgs/files/report/2024/SG-SDG-Progress-Report-2024-advanced-unedited-version.pdf
- https://backend.agenda-2030.eda.admin.ch/fileservice/sdweb-docs-prod-agenda2030ech-files/files/2024/11/20/8515d92d-3317-4b31-9d8a-631d29c71b93.pdf
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