SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur

Ziel 5: SDG 9: Industrie, Innovation und InfrastrukturMenschenwürdige – Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen — © UNO

Sustainable Development Goals: Ziele, Pläne & Umsetzungen bis 2030

Fortschritt beginnt mit Infrastruktur. Erst wenn Verkehrswege verlässlich, digitale Netze zugänglich und Technologien nachhaltig sind, entsteht die Grundlage für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung. Doch weltweit fehlt es noch immer an dieser Basis, vor allem in Ländern des globalen Südens. Das neunte UN-Nachhaltigkeitsziel fordert daher eine Industrie, die Ressourcen effizient nutzt und Innovationen, die möglichst vielen zugutekommen. Auch in der Schweiz engagieren sich Funders und Nonprofits für das SDG 9 – mit Projekten, die auf umweltfreundliche Technologien setzen, Ressourcen effizient nutzen und die Grundlage für eine sozial gerechte Industrialisierung schaffen.

Infrastrukturdefizite bremsen SDG 9

Mittlerweile lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Das Wachstum neuer Industrien, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Massenverkehrsmittel und erneuerbare Energien werden also immer wichtiger. Trotzdem fehlt es in vielen Ländern an stabilen Verkehrsnetzen, zuverlässiger Stromversorgung oder digitaler Anbindung. In Entwicklungs- oder Schwellenländern haben rund 2,6 Milliarden Menschen keinen dauerhaften Zugang zu Elektrizität. Vielerorts fehlt es an sanitärer Grundversorgung – 2,3 Milliarden Menschen aktuell ohne Zugang zu grundlegenden Hygieneeinrichtungen leben. Weltweit haben mehr als 4 Milliarden Menschen noch immer keinen Zugang zum Internet, 90 % von ihnen leben in Entwicklungsregionen. Ohne digitale Anbindung bleibt ihnen der Zugang zu Bildung und Innovation weitgehend verwehrt.

Auch im Industriesektor zeigen sich deutliche Unterschiede. Während in Industrieländern rund 98 % aller landwirtschaftlichen Produkte weiterverarbeitet werden, sind es in Entwicklungsländern oft nur 30 %. In einigen afrikanischen Ländern führen marode Infrastrukturen dazu, dass Unternehmen bis zu 40 % weniger produktiv arbeiten können – wodurch viel Potenzial für Wachstum und Beschäftigung ungenutzt bleibt.

Die weltweite Industrie und Infrastruktur in Zahlen:

  • 2,6 Milliarden Menschen haben keinen durchgehenden Zugang zu Strom
  • 4 Milliarden Menschen leben ohne Internetzugang, 90 % davon im Globalen Süden
  • 2,3 Milliarden Menschen leben ohne grundlegende Sanitärversorgung
  • Infrastrukturdefizite mindern Produktivität in Afrika teils um 40 %
  • Nur 30 % der Agrarprodukte werden in Entwicklungsländern industriell verarbeitet

Messbarer Wandel für Infrastruktur, Industrie und Innovation

Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen und neue Technologien zahlen sich aus. Schon heute arbeiten über 2,3 Millionen Menschen im Bereich der erneuerbaren Energien – bis 2030 könnten es weltweit bis zu 20 Millionen sein. Innovationen schaffen Arbeitsplätze, steigern die Ressourceneffizienz und senken Emissionen. Damit diese Entwicklung messbar und gezielt steuerbar wird, ist das SDG 9 in konkrete Unterziele und Indikatoren gegliedert.

Ziel 9.1 – Nachhaltige und resiliente Infrastrukturen aufbauen

Es sollen qualitativ hochwertige, verlässliche, nachhaltige und widerstandsfähige Infrastrukturen geschaffen werden – auch über Landesgrenzen hinweg. Der Fokus liegt auf einem erschwinglichen und gerechten Zugang für alle.

Indikator 9.1.1: Das ist der Anteil der ländlichen Bevölkerung, die in maximal zwei Kilometern Entfernung zu einer ganzjährig befahrbaren Strasse lebt.

Indikator 9.1.2: Bezeichnet das Volumen des Personen- und Güterverkehrs nach Transportmittel.

Ziel 9.2 – Nachhaltige Industrialisierung fördern

Bis 2030 soll der Anteil der Industrie an Beschäftigung und Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich steigen – in den am wenigsten entwickelten Ländern soll er sich verdoppeln.

Indikator 9.2.1: Damit ist die industrielle Wertschöpfung als Anteil am BIP und pro Kopf gemeint.

Indikator 9.2.2: Das sind Industriearbeitsplätze als Anteil an der Gesamtbeschäftigung.

Ziel 9.3 – Zugang zu Finanzmitteln und Märkten verbessern

Kleinere Industrie- und Gewerbebetriebe sollen besseren Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten – besonders in Entwicklungsländern. Auch ihre Einbindung in Wertschöpfungsketten und Märkte soll gestärkt werden.

Indikator 9.3.1: Das ist der Anteil der Kleinbetriebe an der gesamten industriellen Wertschöpfung.

Indikator 9.3.2: Bezeichnet den Anteil der Kleinbetriebe mit einem Darlehen oder einem Kreditrahmen.

Ziel 9.4 – Industrien nachhaltig umrüsten

Infrastrukturen und Industrien sollen bis 2030 umgerüstet werden, um nachhaltiger und ressourceneffizienter zu werden. Alle Länder sollen entsprechend ihrer Möglichkeiten handeln.

Indikator 9.4.1: Das sind die CO2-Emissionen pro Einheit der industriellen Wertschöpfung.

Ziel 9.5 – Forschung und Innovation stärken

Bis 2030 sollen die technologische Leistungsfähigkeit und die wissenschaftliche Forschung ausgebaut werden – besonders in Entwicklungsländern. Dazu gehören mehr Innovationsförderung, ein höherer Anteil von Mitarbeitenden in Forschung und Entwicklung und eine Steigerung der öffentlichen und privaten Investitionen.

Indikator 9.5.1: Damit sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als Anteil am BIP gemeint.

Indikator 9.5.2: Das ist die Anzahl der Forschenden pro Million Einwohner:innen (Vollzeitäquivalent).

Die Zwischenbilanz zum SDG 9

Das SDG 9 steht vor komplexen Herausforderungen: Seit 2022 leidet der Industriesektor unter globalen Spannungen, hohen Energiepreisen, Lieferkettenproblemen und einer schwächelnden Weltkonjunktur. Als Folge stagniert die industrielle Entwicklung. Beispielsweise verlaufen Fortschritte bei der Digitalisierung und der grünen Transformation vielerorts zu langsam. Besonders davon betroffen sind kleine Unternehmen in einkommensschwachen Regionen. Anhand der Indikatoren des SDG 9 lässt sich eine erste Zwischenbilanz der Umsetzung der Unterziele ziehen.

Nachhaltige Industrialisierung fördern (Ziel 9.2): Zwar erholte sich der Industriesektor nach der Pandemie wieder, doch seit 2022 verharrt das jährliche Wachstum im Verarbeiteten Gewerbe bei rund 2,7 %. Trotzdem stieg die globale Wertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes pro Kopf von 2015 bis 2023 um 16 %. Weltweit bestehen jedoch grosse Unterschiede: Während Europa und Nordamerika beim industriellen Mehrwert pro Kopf mit rund 5000 USD führend sind, stagniert er in Subsahara-Afrika bei nur 163 USD.

Zugang zu Finanzmitteln und Märkten verbessern (Ziel 9.3): Kleine Unternehmen bleiben besonders gefährdet, vor allem in einkommensschwachen Ländern. In Subsahara-Afrika hatten zwischen 2006 und 2023 lediglich 16,9 % der kleinen Industriebetriebe Zugang zu Krediten – im Vergleich zu 45,4 % in Lateinamerika. Das zeigt auf, wie fehlende Finanzierung die Innovationsfähigkeit und Krisenresilienz in betroffenen Ländern hemmt.

Industrien nachhaltig umrüsten (Ziel 9.4): Der CO2-Ausstoss pro BIP-Einheit ist weltweit seit 2015 um 11,5 % gesunken – in der Industrie sogar um 16 %. Dennoch erreichten die globalen Emissionen aus Brennstoffen 2021 mit 33,6 Gigatonnen ein Rekordhoch. Der grüne Umbau der Industrie verläuft zu langsam, um die 2030-Ziele zu erreichen.

Forschung und Innovation stärken (Ziel 9.5): Die weltweiten Ausgaben für Forschung und Entwicklung lagen 2021 mit 1,93 % des globalen BIP wieder auf Vorkrisenniveau. Doch viele Entwicklungsländer liegen weiterhin unter 1 %. Auch bei der Zahl der Forschenden zeigen sich Ungleichgewichte: In Europa und Nordamerika arbeiten etwa 4000 Forschende pro Million Einwohner – in Subsahara-Afrika sind es nur 96. Zudem ist nur jede dritte Forschende weltweit eine Frau.

Industrien nachhaltig umrüsten (Ziel 9.4): Der CO2-Ausstoss pro BIP-Einheit ist weltweit seit 2015 um 11,5 % gesunken – in der Industrie sogar um 16 %. Dennoch erreichten die globalen Emissionen aus Brennstoffen 2021 mit 33,6 Gigatonnen ein Rekordhoch. Der grüne Umbau der Industrie verläuft zu langsam, um die 2030-Ziele zu erreichen.

Forschung und Innovation stärken (Ziel 9.5): Die weltweiten Ausgaben für Forschung und Entwicklung lagen 2021 mit 1,93 % des globalen BIP wieder auf Vorkrisenniveau. Doch viele Entwicklungsländer liegen weiterhin unter 1 %. Auch bei der Zahl der Forschenden zeigen sich Ungleichgewichte: In Europa und Nordamerika arbeiten etwa 4000 Forschende pro Million Einwohner – in Subsahara-Afrika sind es nur 96. Zudem ist nur jede dritte Forschende weltweit eine Frau.

Die Rolle von Funders und Nonprofits bei der Umsetzung von SDG 9

Damit Innovationen zum Motor für eine gerechtere und grünere Zukunft werden, braucht es gezielte Investitionen – in Forschung, nachhaltige Industrialisierung und resiliente Infrastruktur. Mit Unterstützung der Zivilgesellschaft bringen Schweizer Funders und Nonprofits nachhaltige Entwicklungen in Bewegung. Dabei erproben sie Lösungen für lokale und globale Herausforderungen, um Innovation langfristig zu sichern.

Future Perfect stärkt nachhaltige Entwicklung durch digitale Bildungsformate in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Energieeffizienz. Der Verein richtet sich an Berufslernende, Lehrpersonen und Ausbildungsbetriebe und setzt auf praxisnahe Lernangebote, die Wissen vermitteln, Handlungskompetenz fördern und langfristige Veränderungen im Alltag anstossen.

Die Schweizer Berghilfe fördert die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und Innovation in abgelegenen Schweizer Bergregionen. Durch gezielte Unterstützung von lokalen Projekten trägt die Organisation zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten und zur Digitalisierung peripherer Räume bei.

Quellen: