SDG 1: Keine Armut

SDG 1: Keine Armut – Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen — © UNO

Sustainable Development Goals: Ziele, Pläne & Umsetzungen bis 2030

Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen – auch bekannt als UN-Nachhaltigkeitsziele – bilden einen globalen Aktionsplan für nachhaltige Entwicklung und eine bessere Zukunft. Die 2015 verabschiedeten Ziele verfolgen das Ziel, Armut zu überwinden, den Planeten zu bewahren und bis 2030 ein würdevolles Leben für alle Menschen zu sichern. Die insgesamt 17 SDGs sind miteinander verknüpft, denn nachhaltige Entwicklung kann nur gelingen, wenn soziale, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen zusammen angegangen werden. Den Auftakt macht das Nachhaltigkeitsziel «SDG 1: Keine Armut».

Globale und regionale Herausforderungen durch Armut

Das SDG 1: Keine Armut ist das erste und grundlegende Ziel und setzt sich mit einer der grössten Herausforderungen für die Menschheit auseinander. Weltweit leben mehr als 700 Millionen Menschen in extremer Armut. Für einige Betroffene bedeutet das weniger als 2 Franken pro Tag zum Leben. Besonders betroffen sind ländliche Regionen in Südostasien und Subsahara-Afrika ohne sauberes Trinkwasser und Gesundheitsversorgung sowie Frauen und Kinder, die seltener Zugang zu Bildung und bezahlter Arbeit haben.  

Zwar hat das rasche wirtschaftliche Wachstum in Ländern wie China und Indien Millionen aus der Armut geholt, doch die Fortschritte verlaufen ungleich. Frauen sind mit grösserer Wahrscheinlichkeit arm als Männer, weil sie seltener Zugang zu Bildung haben, weniger verdienen und seltener Eigentum besitzen. 

Auch in der Schweiz gehört Armut zur Realität – vor allem bei Alleinerziehenden, älteren Menschen oder Familien mit geringem Einkommen. Armut bedeutet hier oft, dass das Geld für gesunde Ernährung, Wohnraum oder medizinische Versorgung nicht reicht. Die Klimakrise, weltweite Konflikte und steigende Lebenshaltungskosten verschärfen die Situation weltweit zusätzlich. 

Das erste UN-Nachhaltigkeitsziel fordert, Armut auf globaler Ebene in all ihren Formen zu beenden – unter anderem durch besseren Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser und sozialen Sicherungssystemen. 

SDG 1 Targets and Indicators – Konkrete Massnahmen zur Bekämpfung von Armut 

Das UN-Nachhaltigkeitsziel gegen Armut ist mit klaren Zielvorgaben und messbaren Indikatoren definiert. Diese «SDG 1 Targets and Indicators» geben konkrete Orientierung, wie Armut in all ihren Formen bis 2030 weltweit beendet werden kann. Insgesamt umfasst das SDG 1 fünf Hauptziele (Targets) und mehrere Indikatoren (Indicators) zur Erfolgsmessung. 

Ziel 1.1 – Extreme Armut beenden 

Bis 2030 soll extreme Armut vollständig beseitigt werden – das betrifft aktuell Menschen, die mit weniger als 1.25 US-Dollar pro Tag leben müssen. 

Indikator 1.1.1: Das ist der Anteil der Bevölkerung unterhalb der internationalen Armutsgrenze, differenziert nach Geschlecht, Alter, Erwerbsstatus und Wohnort (Stadt/Land). 

Ziel 1.2 – Armut in allen Dimensionen halbieren

Nicht nur das Einkommen gibt vor, ob jemand in Armut lebt. Auch fehlende Bildung, mangelnde Gesundheitsversorgung und kein Zugang zu Wohnraum gelten als Armutsfaktoren. 

Indikator 1.2.1: Dieser Indikator bedeutet der Anteil der Bevölkerung unter der nationalen Armutsgrenze, nach Alter und Geschlecht. 

Indikator 1.2.2: Das ist der Anteil der Menschen, die laut nationaler Definition multidimensionale Armut erleben – also nicht nur bezüglich Einkommen. 

Ziel 1.3 – Sozialer Schutz für alle 

Soziale Schutzsysteme wie Renten, Kindergeld oder Arbeitslosenversicherung sollen bis 2030 möglichst viele Menschen absichern. 

Indikator 1.3.1: Betrifft den Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sozialen Sicherungssystemen, aufgeschlüsselt z.B. nach Kindern, älteren Menschen, Personen mit Behinderung oder Arbeitslosen. 

Ziel 1.4 – Gleiche Rechte und Zugang zu Ressourcen 

Besonders benachteiligte Gruppen sollen bis 2030 gleichberechtigten Zugang zu Land, Finanzdienstleistungen, Technologie und grundlegender Infrastruktur erhalten. 

Indikator 1.4.1: Der Anteil der Haushalte mit Zugang zu Basisdienstleistungen wie Wasser, Strom oder Internet. 

Indikator 1.4.2: Das ist der Anteil der Erwachsenen mit rechtlich gesichertem Landbesitz, nach Geschlecht und Eigentumsform. 

Ziel 1.5 – Widerstandskraft gegenüber Krisen stärken 

Armut ist oft auch eine Folge von Katastrophen. Ziel 1.5 verfolgt deshalb die Resilienz gegenüber Naturkatastrophen, Konflikten und Wirtschaftskrisen. 

Indikator 1.5.1: Das ist die Zahl der Todesopfer und Vermissten pro 100’000 Personen infolge von Katastrophen. 

Indikator 1.5.2: Dieser betrifft den wirtschaftlichen Schaden durch Katastrophen in Prozent des BIP. 

Indikator 1.5.3/1.5.4: Die Anzahl von Ländern und Gemeinden mit Strategien zur Katastrophenvorsorge. 

Fort- und Rückschritte bei der Umsetzung des SDG 1: Keine Armut 

Die SDG-Agenda 2030 hat bereits die Halbzeit erreicht – doch leider noch nicht die erhofften Fortschritte. Laut dem UN SDG Report 2023 sind erst 17 % der Zielvorgaben auf gutem Weg. Fast die Hälfte zeigt nur minimale oder mässige Fortschritte, über ein Drittel stagniert oder hat sich sogar zurückentwickelt. 

Trotz ambitionierter Ziele bleibt auch der globale Kampf gegen Armut eine gewaltige Herausforderung. Die Covid-19-Pandemie führte zu einem Anstieg extremer Armut – erstmals seit Jahrzehnten – und drehte den globalen Fortschritt um drei Jahre zurück. 2022 lebten 712 Millionen Menschen in extremer Armut – 23 Millionen mehr als vor Corona. 

Auch wenn sich die Lage in einigen Ländern erholt hat, hinken insbesondere einkommensschwache Staaten hinterher. Fortschritte in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und sozialer Schutz – zentrale Komponenten im Kampf gegen multidimensionale Armut – sind weltweit ungleich verteilt. Angesichts dessen scheint die Bekämpfung der Armut bis 2030 zunehmend unerreichbar. 

Die aktuellsten Auswertungen einzelner Unterziele verdeutlichen die Herausforderungen: 

Extreme Armut beseitigen (Ziel 1.1): Die extremen Armutsraten sind in den meisten Ländern bis 2022 auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt. Entwickeln sich aktuelle Trends so weiter, wird bis 2030 etwa 6,9 % der Weltbevölkerung, also rund 590 Millionen Menschen, weiterhin in extremer Armut leben. 

Armut in allen Dimensionen halbieren (Ziel 1.2): Weniger als 30 % der Länder werden bis 2030 voraussichtlich ihre nationalen Armutsquoten halbieren können. 

Sozialer Schutz für alle (Ziel 1.3): 2023 erhielten nur 28,2 % der Kinder weltweit Sozialleistungen – 1,4 Milliarden Kinder blieben unversorgt. Um ihre zu gewährleisten, wären weltweit zusätzliche Investitionen von über 240 Milliarden US-Dollar nötig. 

Widerstandskraft gegenüber Krisen stärken (Ziel 1.5): Die wirtschaftlichen Verluste durch Katastrophen überstiegen zwischen 2015 und 2022 jährlich 115 Milliarden US-Dollar.

Globale Armutsbekämpfung braucht lokales Engagement

Angesichts dieser Herausforderungen wird klar: Staatliche Programme allein reichen nicht, um Armut wirksam zu bekämpfen. Es braucht das koordinierte Zusammenspiel der gesamten Gesellschaft. Dazu gehört auch das Engagement von NGOs, Stiftungen und engagierten Privatpersonen, die konkrete Hilfe leisten, um nachhaltige Lösungen zu fördern und Armut direkt einzudämmen.  

Verschiedene Organisationen, die auf spendenschweiz.ch vertreten sind, leisten einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Armut und zeigen, wie praktische Hilfe auf lokaler Ebene umgesetzt werden kann: 

Die Stiftung Schweizer Tafel beispielweise sammelt täglich rund 30 Tonnen überschüssiger Lebensmittel – Esswaren, die sonst im Abfall von Produzenten und Grossverteilern landen würden. Die Organisation verteilt diese kostenlos an über 500 soziale Institutionen wie Gassenküchen, Obdachlosenheime und Notunterkünfte. 

Auch der Verein Surprise setzt sich aktiv für eine Schweiz ohne Armut ein. Der Verein stärkt sozial benachteiligte Menschen durch Erwerbsmöglichkeiten und gesellschaftliche Teilhabe. Mit dem Verkauf des Strassenmagazins Surprise beispielsweise können armutsbetroffene Menschen in der Schweiz ein Einkommen generieren. 

Armut gemeinsam überwinden 

Um dem ersten SDG-Ziel bis 2030 näherzukommen, braucht es das Engagement der gesamten Gesellschaft. Organisationen wie die Schweizer Tafel oder der Verein Surprise zeigen, wie konkrete Hilfe wirkt – mit praktischen Lösungen, die Menschen stärken und Ressourcen sinnvoll nutzen. Wer sich engagiert und diese Projekte unterstützt, trägt nicht nur dazu bei, Armut zu lindern, sondern sie strukturell zu überwinden.